14 Wie Angehörige einen guten Abschied gestalten können

Shownotes

In dieser Podcast-Episode sprechen wir mit Susanne Janssen, einer erfahrenen Pflegeexpertin, die mit ihrem Mann über 45 Jahre Altersresidenzen aufgebaut und betrieben hat. Sie hat selbst 16 Jahre in der Pflege gearbeitet und früh damit begonnen, Konzepte für einen respektvollen Umgang mit demenzkranken Menschen zu entwickeln – eine Praxis, die damals noch kaum erforscht war. Durch ihre Beobachtungsgabe und ihr Einfühlungsvermögen hat sie Methoden erarbeitet, um alte und kranke Menschen nicht nur zu betreuen, sondern ihnen auch ein würdevolles Leben bis zum Schluss zu ermöglichen.

Zentrales Thema: Würde und Selbstbestimmung in der Sterbebegleitung

Ein wesentlicher Aspekt der Episode ist die Frage, wie man Menschen in ihren letzten Lebensphasen begleitet. Susanne Janssen erzählt eindrucksvolle Geschichten aus ihrer eigenen Erfahrung, in denen es darum geht, Sterbenden ihre Würde zu lassen und ihre individuellen Wünsche zu respektieren – selbst wenn sie medizinisch nicht “rational” erscheinen. Ein Beispiel ist ein sterbender Mann, der sich ein letztes Mal ein Bier, ein Eisbein und eine Zigarre wünschte – Dinge, die im Krankenhaus nicht erlaubt gewesen wären. Doch für ihn bedeuteten sie Lebensqualität, und so konnte er friedlich einschlafen.

Beobachtung als Schlüssel zur guten Pflege

Janssen betont, wie wichtig es ist, kleinste Signale eines pflegebedürftigen oder sterbenden Menschen wahrzunehmen: ob jemand friert, Schmerzen hat oder einfach in einer unbequemen Position liegt. Auch Menschen mit schwerer Demenz oder andere nicht mehr kommunikationsfähige Patienten verdienen Respekt und Autonomie – sie sind keine Kinder, sondern Erwachsene mit Geschichte und Stolz.

Sterbebegleitung innerhalb der Familie

Besonders bewegend ist Susannes persönliche Geschichte über den Tod ihrer Cousine. Sie beschreibt den schwierigen, aber bewussten Entschluss, sie aus dem Krankenhaus nach Hause zu holen, um ihr ein friedliches Sterben in einer vertrauten Umgebung zu ermöglichen. Sie erzählt, wie wichtig es war, ihre Wünsche zu respektieren – etwa, dass sie keine künstliche Ernährung oder Flüssigkeitszufuhr mehr wollte – und wie die Familie diesen Abschied als eine würdevolle, sogar schöne Zeit empfunden hat.

Ein Plädoyer für mehr Offenheit im Umgang mit dem Sterben

Die Episode schließt mit einem Appell an alle Zuhörer: Angehörige sollten sich frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen, etwa durch Patientenverfügungen, um in einer Krisensituation nicht unsicher zu sein. Das Sterben gehört zum Leben, und es ist eine wertvolle Aufgabe, Menschen dabei zu begleiten – mit Respekt, Ruhe und Achtsamkeit.

Fazit

Diese Episode ist eine bewegende Reflexion über den Umgang mit Sterben und Tod. Susanne Janssen gibt wertvolle Einblicke in die Praxis der Pflege und Sterbebegleitung und zeigt, dass es nicht darum geht, Menschen bis zuletzt am Leben zu halten, sondern ihnen ein würdevolles und selbstbestimmtes Ende zu ermöglichen.

Transkript anzeigen

00:00:00: Susanne Janssen Ich weiß jetzt nicht, von wem der Spruch ist, aber das Leben beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod. Und alles dazwischen, jede Stunde ist Leben. Echt?

00:00:13: Ingo Was war? Das ist dir eingefallen, sozusagen, auf dem Weg hierhin oder die letzten Tage, oder wie kamst du darauf?

00:00:20: Susanne Janssen Jetzt die letzten Tage. Ich habe schon ein bisschen nachgedacht über dieses Thema und ich hatte auch neulich eine Begegnung mit einer Managerin, also so eine ganz taffe Frau, deren Vater liegt im Sterben. Also der liegt noch nicht im Sterben, aber sie weiß, dass er bald sterben wird. Und sie hat eben so zu mir gesagt: „Jetzt hat sich alles umgedreht. Jetzt ist er mein Kind und ich bin diejenige, die ihn versorgt. Sie schilderte mir das so, dass sie ihn jetzt eben so ein bisschen zu sehr betrunken betrittelt und betreut und dass er für sie nicht mehr ganz ist. Und ich habe dann zugehört und ihr dann aber gesagt, dass das für mich so in meiner Arbeit der falsche Weg ist, weil es ist sehr wichtig, dass wir die Menschen im ganzen Unvermögen zu laufen, vielleicht zu sprechen, vielleicht zu essen, vielleicht gar nichts mehr zu können, bleibt das immer noch der Vater oder die Mutter. Und ich bin das Kind, dass dann im Service ist und nicht, dass die Rollen vertauscht werden. Das ist sehr wichtig, dass der Mensch immer der Erwachsene bleibt und dass der immer sein Rückgrat behält. Und dass man alles probiert, in jeder Geste, in jeder Handlung respektvoll zu sein und denjenigen zu fragen nach seinem Willen, auch wenn er nicht mehr sprechen kann mit Mimik und Gestik, seinen Willen einfach zu beachten, jede Kleinigkeit zu beachten.

00:02:03: Susanne Janssen Also wir sind im Service, wir sind nicht der Behüter und Betreuer.

00:02:11: Ingo Ja, das finde ich wirklich Das finde ich schön und ich glaube, dass es gerade so spontan ist, dass es vielleicht auch sinnvoll ist, doch kurz mal zum Anfang und gerade mit dem Einstieg, dich vielleicht auch mal kurz vorzustellen, damit unsere Runde, die wir hier heute haben, die ja in zweifacher Hinsicht eine besondere ist, nämlich es ist tatsächlich unsere Erste, mit der wir richtig in die Themen einsteigen, nicht nur vielleicht in einen Gedanken wie bei den Kalenderblättern, sondern in so ein richtiges, komplexes Lebensthema, nämlich in die Pflege. Das ist eine der Dinge, die wir heute mal teilen mit unseren Erfahrungen, wie du das schon sagst, im Grunde einer Haltung und anderen wichtigen Dingen. Und es ist insofern besonders, weil du mit dabei bist, weil wir keinen externen Impulsgeber, einer Impulsgeberin bitten, vielleicht noch mal etwas dazu zu schicken, sondern weil du gleich mit dabei bist heute.

00:03:23: Susanne Janssen Ja, echt cool.

00:03:25: Ingo Und deswegen …

00:03:26: Clarissa Die Beste, die wir kriegen können. Ja.

00:03:30: Ingo Es gibt übrigens dann auch, fällt mir gerade ein, bei den Barcampss gibt es immer so den Gedanken, auch wenn sich Leute so dann spontan treffen. Wer immer dann da ist, sind genau die Richtigen. Genauso ist ist heute. Deswegen Susanne, magst du vielleicht ein bisschen was zu dir erzählen und warum du heute hier bist?

00:03:53: Susanne Janssen Also mein Name ist Susanne Janssen. Ich habe mit meinem Mann, ich bin jetzt schon in Rente, aber ich habe mit meinem Mann, 45 Jahre haben wir Altersresidenzen aufgebaut und auch betrieben. Ich selbst habe 16 Jahre mit in der Pflege gearbeitet und habe damals, vor vielen Jahren, als es anfing, dass die demenziell Erkrankten aus der Psychiatrie rauskamen, gab es noch keine Information, wie man die zu betreuen hat. Und da habe ich nur anhand von Beobachtungen oder so Konzepte entwickelt, damit man diese Menschen respektvoll und besser betreut, auch glücklich macht. Und das war auch ganz gut so, denn das ist ein Erfahrungsschatz, den man aus Büchern nicht haben kann. Das ist die Beobachtung. Und so geht es auch weiter. Wir haben eben immer in unseren Häusern, wenn Bewohner zu uns kamen, waren wir darauf angewiesen, natürlich viel von den Angehörigen zu erfahren, aber auch zu beobachten, ob das die Gesundheit ist, ob man guckt, ob jemand auf einmal ein rotes Gesicht hat oder schweißig ist oder ängstlich ist oder völlig hilflos. Wir haben immer beobachten müssen, uns auf die Betreuung einzustellen und eine Planung zu machen für den Bewohner. Und Wichtig ist einfach, dass man auch einem alten, hinfälligen Menschen, dass man immer dem Respekt zollt und einfach die Freiräume lässt.

00:05:44: Susanne Janssen Also für einen schwer kranken natürlich ganz besonders, die sich oft nicht mehr so äußern können, aber wir haben eben gelernt, auch zu erkennen, wie die Haut ist, ob er heiß oder normal Normal-Temperatur hat. Auch die kleinsten Bewegungen der Hand, ob sich die Hand zur Faust krümmt oder entspannt ist, ob die Füße angezogen werden und ob die Knie hin und her geruckt werden, wo man denkt, der kann jetzt vielleicht so nicht mehr liegen, ich muss man es verändern. Und Beobachtung ist da einfach alles und Respekt. Es war zum Beispiel so, und die Freiheit, alles zu tun, nicht so bevormutet zu werden. Auch schwer demente sind keine Kinder und haben auch ihren Stolz und es ist eine Herausforderung, deren Rückgrat zu stärken, weil sie eben so vieles noch nicht können und sich immer wieder auf Augenhöhe zu begeben. Das ist natürlich beim schwer-Schwer-Schwer-Kranken auch ganz besonders so, dass wir immer wieder gucken: Was möchte er? Was möchte er nicht? Und auf seine Wünsche auch achten, auch wenn sie noch so für uns noch so ungesund sind. Also wir haben uns mal gefreut, er hat das Krankenhaus angerufen und hat gesagt, der, ich sage jetzt mal, Herr Schulz – das ist ein falscher Name – „Herr Schulz, wir können nichts mehr machen im Krankenhaus.

00:07:27: Susanne Janssen Er hat einen Gehirntumor und wird bald sterben und wir merken, er kommt nicht zur Ruhe, er kann nicht sterben, er will nach Hause. Damit meinte er unserer Senioreneinrichtung, was uns dann sehr gefreut hat, dass er das als zu Hause bezeichnet hat. Und dann kam er zu uns und er hatte fast gar keine Schmerzen. Das war ein Segen für ihn. Und er lag dann im Bett und hat sich gewünscht, dass er eben rausgucken kann. Das war ihm wichtig, dass er durchs Fenster ins Grüne gucken kann. Und Er hat sich von uns ein Bier, ein Eisbein gewünscht und wollte im Bett eine Zigarre rauchen. Echt? Ein Bier und ein Eisbein? Ein Eisbein, ja. Er hat im Krankenhaus fast gar nichts mehr essen können. Er konnte nicht mehr so gut essen, aber er hat alles bekommen, also sein Eisbein und sein Bier. Er hat ein paar gegessen mit Genuss. Er konnte fast gar nichts essen, aber er hat es genossen, den Geruch, und einfach von allem mal zu kosten und strahlte. Er hat sich auch nicht übergeben, was mich sehr gewundert hat. Er hat nur ganz wenig gegessen, aber immerhin genossen und er hat auch zwei, drei Schluck Bier getrunken und hat dann im Bett – das haben wir dann ein bisschen abgesichert, damit nicht alles verbrennt – seine Zigarre bekommen und er ist dann in der Nacht eingeschlafen, ganz friedlich.

00:08:50: Susanne Janssen Er hat alles loslassen können, wo sie im Krankenhaus sagte, er kommt nicht zum Sterben irgendwie. Und das ist so, alles ist voll Vollkommen verrückt. Eisbein ist nicht gut für den Magen, Bier ist Alkohol auch nicht und eine Zigarre schon gar nicht. Und trotzdem steht es uns nicht zu, zu entscheiden, was man in solch einer Phase isst und trinkt und macht. Und ich finde, dass einfach diese Pflegerinnen und Krankenschwestern im Krankenhaus, darf man das nicht. Aber auch bei uns habe ich immer den Pflegerinnen gepredigt: „D „Ihr seid nicht der Vormund und lasst sie doch machen, was sie wollen. Und noch ein Beispiel zu dem Selbstbestimmtsein: Eine Dame bei uns, die hatte in der Küche eine ganz lange Liste, was sie alles nicht essen kann wegen ihrer Galle und bestand auch immer darauf da, extra Essen. Und dann gab es Bratkartoffeln und dann wollte sie die unbedingt haben. Und dann hat sie an die Schwester gesagt: „Nein, Sie dürfen doch, Sie vertragen doch so was nicht. Und dann sollte ich zu ihr aufs Zimmer kommen. Und da hat sie gesagt: „Na ja, wieso kriege ich meine Bratkartoffeln nicht? Und da habe ich gesagt: „Na ja, wahrscheinlich, weil die Liste da so groß ist in der Küche, Und da meinte sie: „Ich will jetzt aber die Bratkartoffeln und ich nehme jetzt meine Magenschmerzen.

00:10:23: Susanne Janssen Das mache ich. Und da habe ich gesagt: „Okay, ich verstehe sie ja. Und so ist es eben auch zu sehen, Die Leute wissen das oft sehr gut und möchten das eben so und das soll man alles so stehen lassen dann.

00:10:38: Clarissa Darf ich mal kurz erst mal einen kleinen Dreck wenig zwischendurch machen, weil ich merke wirklich meine tiefe Liebe zu dir und was du mir auch selber mit auf den Weg gegeben hast. Und das ist so schön und ich habe, während du erzählt hast, mehrmals sozusagen mich verbeugt, weil das wirklich richtig, richtig schön ist, wie du das beschrieben hast und da ist auch andersherum wieder so eine Selbstverständlichkeit eigentlich dahinter. Jeder von uns, nicht? Also Samta hat bestimmt auch noch mal was dazu sagen. Wir haben ja gestern schon auch über diese Gespräche, wie sie sagt, wie die Leute verkrampfen. Also diese ganzen Sachen, die man körperlich auch merken kann und so. Wir haben gestern über Asche, schwere Asche und leichte Asche gesprochen. Also das war schon Also da waren ganz viele Dinge und ich kann das ja auch, wie gesagt, ich habe es ja von dir mit in die Wiege gekriegt und kann mich nur wirklich noch mal bedanken, dass du das so machst. Ja.

00:11:46: Susanne Janssen Also meine Cousine, ich bin mit ihr aufgewachsen und sie war mir so nah wie eine Schwester. Auch nicht sehr viel älter als ich, ist sie vor drei Jahren ganz plötzlich Ich hatte sie in mehrere Hirnschläge – also ganz plötzlich mitten aus dem Leben gerissen, ist sie auf einmal umgekippt. Und es war zu Zeiten Corona und sie ist dann ins Krankenhaus gekommen. Ich bin dann nachts ins Krankenhaus gefahren, von Berlin nach aus Friesland. Und man hat uns dort im Krankenhaus immer nur, also die Tochter, die Claudia und mich und ihren Ehemann, hat man immer nur insgesamt eine Stunde zu ihr gelassen. Und das war schon sowieso großartig, dass sie das gemacht haben, aber weil sie eben wirklich im Sterben lag. Und man hatte auch festgestellt anhand des CTS, dass man nichts mehr machen kann und dass man sie am Leben erhalten könnte, aber in einem Zustand, dass sie eben nicht mehr sprechen kann, wahrscheinlich nicht mehr essen kann und trinken kann. Und meine Cousine hatte auch früher in der Pflege gearbeitet und hatte mehrere Mitgeteilt, ist auch schriftlich niedergelegt. Etwas sehr Wichtiges, eine Patientenvollmacht, hatte sie geschrieben. Und das ist wirklich sehr wichtig für die Angehörigen, dass man so was macht, weil man in solcher Situation einfach nicht so ganz sicher ist: „Wie entscheide ich mich jetzt?

00:13:18: Susanne Janssen Wie hätte sie sich entschieden? So lag sie im Krankenhaus und wir haben nur gesehen, wie schlecht sie gelagert war und das war für uns quälend. Und wir haben auch hinterher die Tochter und und der Ehemann gesagt, dass die Stunde uns fast schon lange vorkam, so lange bei ihr zu stehen, weil im Krankenhaus hat man keine Verbindung. Irgendwie war das für uns keine schöne Situation, wo wir die Zeit dann genießen konnten auch bei ihr. Und die Claudia hat dann wirklich in Windeseile eine Betreuung einfach bekommen und wir haben uns entschlossen, also wirklich, ob sie „Habe ich es überlebt oder nicht, haben wir entschlossen, sie im Krankentransport nach Berlin zu bringen. Und wir haben uns auch darum gesorgt, dass das ein besonders gutes Bett ist im Krankenwagen und so, dass sie es möglichst gut hat. Wir durften den auch nicht begleiten, weil Corona-Zeit war. Wir haben aber einen Sanitäter, der dann bei ihr saß, gehabt und ich war sofort nach Berlin gereeist und habe da in unserer Pflegeeinrichtung ein Zimmer eingerichtet, ganz schnell, mit farbenfreudigen Möbeln und einem bunten Teppich, einer bunten Stehlampe und Blumen hingestellt und das Bett so, dass sie direkt aus dem Fenster guckt, auf die Balkontür, so richtig auf einen Baum schaut.

00:14:42: Susanne Janssen Und dann haben wir sie also die Claudia, die Tochter, hat gesagt, sie möchte eben ihre Mutter auf eigene Verantwortung rausnehmen und die waren nicht sehr begeistert im Krankenhaus, aber wir haben alle Untersuchungsergebnisse mit mitbekommen vom CT, haben dann das noch mal von zwei anderen Ärzten, die das CT begutachten lassen, sicher zu sein, ob da wirklich gar keine Heilungschanzen sind. Und es wurde gesagt, sind so viele der Teil im Gehirn dann doch nicht mehr. Es gibt gar keine Heilungschance. Und wir brachten sie dann also in dieses Zimmer, in dem Pflegeheim, wo wir als Angehörige natürlich die Sicherheit hatten, das war sehr wertvoll für uns, wenn wir Angst kriegen als Angehörige wegen des Zustands, dass wir immer klingeln konnten, wenn die Schwester kam. Wir hatten auch eine Palliativärztin, was immer schön ist, wenn man die kontaktieren kann in so einem Fall, die uns betreut hat und die Medikamente verschrieben hat und uns eigentlich die Möglichkeit gegeben hat, sie völlig schmerzfrei zu halten, Morphium. Und von dem Morphium hatte sie dann auch zeitweise zu Halluzination und so Ängste. Und wir haben dann, hat sie auch ein Medikament bekommen gegen die Angst, ein starkes. Sie hatte zum Beispiel Angst vor Männern, auch für ihren Mann, kurzer Zeit.

00:16:12: Susanne Janssen Aber da sah man, wie sie ihre Augen friss und Angst hatte und das ist dann durch dieses andere Medikament alles weggenommen worden. Und so haben wir, sie konnte nichts mehr essen und sie hatte in ihrer Patienten Vollmacht bestimmt, dass sie nicht essen, und sie wollte auch keine Flüssigkeit Flüssigkeit. Und das bedeutete, wir brauchten unsere Palliativärztin, die uns sagte: „Was ist, wenn sie keine Flüssigkeit mehr bekommt? Essen kann ich ja noch verstehen, aber keine Flüssigkeit. Ist das nicht qualvoll? Und dann meinte die Ärztin: „Nein, das ist nicht qualvoll. Das wird von sehr vielen als sehr angenehm empfunden, einfach nichts mehr zu sich zu nehmen. Und wir können das aber beobachten und ihr wenigstens Flüssigkeit Geheimhaltigkeit geben, wenn wir das Gefühl haben, es wird qualvoll. Dann haben wir also, wenn wir die Mundpflege gemacht haben mit Stäbchen, mit bisschen Apfelsaft oder irgendwas, hätten wir ja gemerkt, dass sie daran saugt. Wir haben das wirklich ausgetestet Wir haben auch die Zunge bestrichen, manchmal ein bisschen mit Creme auch, sogar mit Bepanthencreme. Wenn die Zunge so rau ist, ist das für manche sehr angenehm. Und die Lippen. Sie hat jedenfalls Das ist flüssig, nicht gesaugt und wenn wir mit der Mundpflege fertig waren, hat sie die Lippen auch verschlossen.

00:17:36: Susanne Janssen Richtig so. Und sie hat uns Signale gegeben. Wir haben uns immer abgewechselt, wir waren Tag und Nacht bei ihr und wir hatten uns da so gemütet Glücklich, dass man eben auch auf der Couch schlafen konnte. Wir haben auch den Fernseher geguckt, was wunderschön war. Das kleine Enkelkind, das hat er auf der Erde gespielt und sie hat manchmal so runtergeguckt, aber eher so erstaunt. Sie hat das nicht mehr ihre ganze Situation nicht mehr wahrnehmen können. Sie wusste nicht, was ihr passiert war, dass sie im Sterben liegt, aber trotzdem gab es vieles Emotional, wo wir merkten, sie sieht ihre Tochter. Sie weiß vielleicht nicht, was ihre Tochter ist, aber sie spürt sie emotional. Und es war eben so ein friedliches, ruhiges Beieinander-Sein. Das Enkelkind konnte kommen. Übrigens, das war drei Jahre alt, nicht ganz. Und das hat sie sehr gut verstanden, ohne Drama, dass Oma nicht mehr funktioniert. Das war ohne Drama. Oma und so war sie vielleicht ein bisschen traurig, aber dann hat sie gespielt und Oma war irgendwie im Hintergrund, aber nicht mehr wirklich da. Das hat das Kind, ich glaube, sogar besser verarbeitet, den Abschied jetzt diese Tage, als wenn man ihr das so gesagt hätte: „Er hat Oma gesehen, Oma geht nicht mehr, und hat das irgendwie Sie ganz gut verkraftet.

00:19:01: Susanne Janssen Der Vater von Claudia und der Ehemann meiner Cousine hat es sehr schwer gehabt, das zu ertragen, dass sie nichts mehr gegessen hat, nichts mehr getrunken, keine künstliche Ernährung. Er hat dem zugestimmt, aber Er hat sehr gelitten. Und es gab bei uns beiden auch Momente, da hat man sich erschrocken und gedacht: „Bringe ich sie jetzt So Momente, wo wir einfach dachten: „Was tun wir hier? Ist das richtig? Und wir haben dann auch mit ihrer engsten Vertrauten in der Firma geredet, der Pflegedienstleitung, uns immer wieder bestätigen zu lassen. Das hat meine Cousine immer gesagt: „Ich will nicht mehr so… Ich will dann einfach nichts künstlich bekommen. Lasst mich dann in Ruhe und versprecht mir das. Und so eine klare Aussage helfen den Angehörigen später, das auszuhalten. Man muss es ja auch aushalten. Und meine Cousine hat eben morgens Dann ist sie aufgewacht und wir haben das Fenster aufgemacht, die Vögelchen haben gezwitschert. Da sah man richtig oft, dass sie lächelte. Und ihre Tochter hat ihr Musik, die sie mochte, vorgespielt, so an der Nordseeküste So und also Lieder, die sie mit ihren Kollegen gesungen hat, lustige Lieder. Und da wackelte sie manchmal mit dem Kopf und mit der einen Hand, die bewegte sie hin und her und war gelassen und erfreut.

00:20:28: Susanne Janssen Immer wieder haben wir ihr mal Musik vorgespielt und das ist auch wichtig zu wissen, für die Angehörigen, die Sterbebegleitung machen: Achtet auf jede Reaktion. Man kann nicht den ganzen Tag Musik dudeln. Macht kurze Musik ein sehr Dass so ein Gehirn, das nicht mehr so funktioniert, braucht weniger Reiz, die zu verarbeiten, die aufzunehmen. Das darf nicht stressig werden. Und man soll immer wieder gucken, wie die Haut, ob die schweißig ist. Immer wieder gucken, wie entspannt die Hände sind. Auch der Kopf kann, wenn das Kind zurückgezogen wird, eine Abwehr bedeuten. Dass man auf jede Mikrobewegung achtet, das ist wichtig. Und was wir auch gemerkt haben, So ein sterbender Mensch kann sich ja oft gar nicht mehr drehen und wenden. Dass es wichtig ist, dass man immer bei ihm ist und diese kleinen Signale wahrnimmt, wenn derjenige probiert, den Arm zu drehen oder das Bein, dass man dann dahin wo er hin will, Unterstützung gibt und immer wieder dreht, macht. Und was für meine Nichte, also die Tochter, auch sehr wichtig war und das hat sie dann alleine gemacht im Zimmer, dass sie ihre Mutter von oben bis unten gewaschen geschenkt, ganz langsam, ganz liebevoll. Und das hat meine Cousine auch wirklich genossen.

00:21:51: Susanne Janssen Sie war erst mal sehr reinlich und das hat sie richtig genossen. Das fand sie gut und sie war auch immer so Meine Cousine hat andauernd ihre Brille geputzt, die mochte nicht schmutzige Brille, nicht einen Fleck. Und wir haben einfach darauf geachtet, dass wir immer Tücher hatten und ihr immer eine saubere Brille aufgesetzt haben, damit sie noch sehen kann. Wir haben möglichst an alles versucht, zu denken, was sie stören könnte. Alles, was ihr guttut, die frische Luft, der Blick auf die Bä, dass wir alles probieren, einfach. Einmal habe ich ihr so einen schönen Walser von Anthony Hopkins vorgespielt, auf meinem Handy, und da waren auch die Spieler drauf zu sehen, mit Video, und hab ihr das mal so gezeigt und da riss sie so die Augen auf, aber freundlich, und hat so gestrahlt und fand das so schön und hat wahrscheinlich gedacht, das ist ein kleines Männchen da am Handy. Ja, das konnte sie natürlich nicht mehr so. War sie so glücklich und hat so Es hat sie sehr bewegt und den haben wir auch bei ihrer Beerdigung gespielt, diesen Walzer. Und in dem Moment, wo sie verstorben war, haben wir diesen Walzer an alle unsere Verwandten geschickt und gesagt: „Lass uns den zusammen hören.

00:23:14: Susanne Janssen „macht Abschied. Und das war für alle. Sie konnten teilnehmen an dem Abschied. Das war für alle schön. Jedenfalls, meine Cousine hat noch über zehn Tage gelebt, ohne Trinken, ohne Essen und nicht gelitten Wirklich nicht gelitten. Und wir hatten viele Momente, wo sie einfach so gelächelt hat oder so zufrieden war, wo ihre Tochter sie angeschaut hat, ihre Hand gehalten hat und ihr was vorgesungen hat und sie hingen an ihren Lippen und es gab so innige, zärtliche Momente. Und auch das ist etwas, was ich den Angehörigen sagen will: Man muss auch aufpassen, dass man nicht einfach die Hand festhält. Erst mal kann es wehtun und dann ist es auch so: Auch das muss der Sterbende immer bestimmen: Wann möchte ich die Hand? Wann möchte ich die nicht? Wann möchte ich meinen Rückzug? Manchmal sind wir dann am Bett gesessen und manchmal haben wir uns auf die Couch gesetzt, ein bisschen Rückzug. Achtet auf alles. Sie kann nicht schlafen, wenn wir da immer so bei ihr sind. Man probiert das einfach dosiert, alles zu machen und trotzdem das Gefühl zu geben. Immer ist jemand da Immer passen wir auf. Und was schön war, dass sie nicht getrunken hat, war bei sterbenden: „Wie fangen denn an, so zu brodeln?

00:24:39: Susanne Janssen Zum Schluss füllt sich die Lunge mit Wasser und dann brodelt das so. Das war bei ihr nicht so schlimm, weil sie einfach nicht so viel Wasser hatte. Und trotzdem kam es zum Schluss dann dazu. Und Claudia hatte so viel Erfahrung. Die hatte in ihrer Studentenzeit auch im Heim Nachtwache gemacht, hatte sie so viel Erfahrung in Sterbebegleitung und hat sie dann in die richtige Position gesetzt. Was man in der letzten Phase tun soll, da macht man einfach den Brustkorb groß, setzt sie auf, macht das Kissen zwischen die Arme, damit der Brustkorb möglichst weit ist und schiebt ein Kissen hinter dem Rücken und dehnt den Brustkorb, damit man das erleichtert. Das gibt so Möglichkeiten und Sitze, das zu machen. Dann war meine Cousine eben im Sterben und brodelte und saß aber und der Burkard war der Ehemann ein bisschen rausgegangen. Für ihn war es schwer zu ertragen und irgendwann kam er dann wieder rein, hat sich auf die Couch gelegt, zu schlafen und Claudia ist auf dem Bett von ihrer Mutter eingeschlafen mit dem Kopf und in dem Moment ist sie auch eingeschlafen. Alle drei sind sie eingeschlafen. Ich muss mal sagen So was ist alles sehr ergreifend.

00:26:02: Susanne Janssen Aber wir haben noch oft zusammengesessen uns umarmt und gesagt, es war eine glückliche Zeit. Ein Glück, dass wir sie aus dem Krankenhaus geholt haben, auf die gefahren, dass sie auf dem Transport stirbt. Das war so gut, als wäre furchtbar gewesen, den Abschnitt im Krankenhaus, sie so viel alleine zu lassen. Und für uns ist das auch dieses Waschen noch mal und für uns ist Das ist so eine sehr, sehr schöner Abschied gewesen. Wir haben auch einen Fehler gemacht. Einmal hatten wir sie mit einem Pfleger in den Rollstuhl gesetzt und wollten sie in den Garten bringen und da hatte sie furchtbare Ängste. Das war furchtbar für sie, furchtbarer Stress. Wir haben sie dann gleich wieder zurückgebracht. Also auch daran denken, gutes Tun, was wir für gut empfinden, ist nicht immer richtig. Wir müssen aufpassen und der derjenige muss dann nicht noch mal nach draußen, wenn er das nicht will. Und das spürt man ja auch, dass das so nicht geht. Und wir haben dann, was für uns auch sehr schön war, ist meine Cousine nach Ostfriesland, die Asche bekommen, beerdigt worden. Und wir haben alle so Styroporkränze gekauft, so runde, dicke Styroporkränze, oder „Mosi-Grenze, „Mosi, so was.

00:27:32: Susanne Janssen Und ein riesengroßes Mosi-Herz und haben ganz viele aus Berlin einen ganzen Wagen voller Rosen gebracht aus dem Großmarkt. Und dann haben der Vater und die Tochter das große Herz mit Rosen bestückt und die nahen Verwandten, jeder von uns hat seinen eigenen Kranz gemacht. Und wir waren alle an einem langen Tisch in der Garage und haben das zusammengearbeitet in Ruhe und Frieden mit schöner Musik. Und das war noch mal für uns alle gemeinsam, auch mein Bruder und auch die Kinder, die Kinder auch. Ein ganz schöner, ein paar Stunden, wo wir meditiert haben und unsere Blumen gesteckt. Und die hatten wir dann alle in der Kapelle aufgebaut, diese ganzen Grenzen. Alles voller bunten Kerzen, weil meine Cousine wollte keine weißen Blumen, die wollte bunt. Alles voller bunte Kerzen gestellt und angezündet und Oben hat dann noch einen schönen Film aus ihrem Leben gemacht, den wir allen gezeigt haben, zum Abschied. Und es war das alles, diese ganze Zeremonie und die Begleitung war für uns ein sehr, sehr schönes Erlebnis, wo ich aber auch sagen kann, wir kommen aus der Pflege und haben das viel gewusst. Deshalb finde ich schön, wenn jetzt Angehörige so was hören, sich damit beschäftigen, damit man mehr weiß, einen schönen Abschied zu finden.

00:29:04: Susanne Janssen Und was wir noch machen immer bei uns, wenn jemand in der Einrichtung stirbt: Wir schreiben auf einen Stein sein Geburts-und Sterbedatum, im mit einem Stift und legen das unter einen Baum. Irgendwann verwescht sich das, wie der Schmerz auch sich abwäschte, verwescht sich das und dass es noch so ein paar Tage ist, derjenige dann noch bei uns. Das finde ich auch ein schönes Ritual. Das ist so meine Geschichte.

00:29:35: Lama Samten Manchmal, glaube ich, für eine sterbende, diese Liebe, dieser Verstand ist noch mal schöner, als lang zu zu legen und versuchen zu legen. Und es ist auch für die Menschen, die da neben sitzen, auch wenn jemand wirklich friedlich verstehen, okay, ich bin hier, zu gehen in den nächsten Monaten und Tagen und so. Das gibt Ruhe. Alleine wenn Susanne uns das erzählt, hier ist Ruhe. Und in dem Moment ist vielleicht noch eine andere Art Ruhe. Das ist für alle gut, diejenigen, die sterben und auch die Familienmitglieder, die da sind. Und man versucht das Beste diese Ruhe zu schaffen, nicht mehr quälen, weil wir wollen sie nicht loslassen, wir wollen sie gesundhalten. Manchmal geht nicht darum. Manchmal geht nur darum, was will sie oder er, der liegt jetzt zum Sterben und das achten wir oft nicht. Das ist genau wie Susanne sagt, wir wollen sie gesundhalten, davon wollen wir Medikament rein, wir wollen künstliche Essen rein, künstliche At Geräte drauf und das alles. Und der Mensch will vielleicht gar nicht das Ganze. Innerlich denkt er, ich will nicht, aber vielleicht durch diese körperliche Unfähigkeit kann man nicht aus druckt und leidet. Und in dem Moment, vielleicht ist es nur ein paar Tage, aber für die Sterbende ist es ein paar Jahre, weil die 24 Stunden, zum Beispiel für uns, einer, der einen sehr schönen Tag hat, ist kurz.

00:31:31: Lama Samten Einer, der einen sehr schwierigen Tag hat, ist 24 lang. Die Zeit ist gleich.

00:31:37: Susanne Janssen Wie wir das sehen, erfahren, ist die Unterschied.

00:31:42: Lama Samten Genauso, wenn jemand im Krankenhaus, am Bett, werden von Ärzten und auch Familienmitglieder gekündigt, weil wir wollen sie oder er am Leben halten, gesund machen. Und da jemand innerlich geht und leiden eigentlich.

00:32:03: Susanne Janssen Das ist schwer, wenn man auch das nicht wahrhaben will und die Angehörigen dann sagen: „Nein, du stirbst und ich sage doch so was nicht. Du lebst doch noch. Und dann brauchen die doppelt viel Kraft. Dann müssen die ihre Angehörigen belügen, die kranken Menschen, und brauchen so viel Kraft, weil sie merken, meine Angehörigen schaffen das nicht, dass ich jetzt gehe Und ich finde, das ist schon eine Zumutung und da sollte man sich schon disziplinieren, denn die meisten Menschen wissen, wann sie sterben. Fast alle Menschen wissen das. Und dann ist es... Man soll das dann auch, wenn die sagen: „Ich sterbe bald, oder „Ich will sterben, dann soll man sagen: „Ja, wir können uns das … Ich sage dann oft: „Wir können uns das nicht aussuchen, dass wenn jemand gläubig ist, sage ich: „Der liebe Gott, bestimmt das „Wir wissen nicht. Und ich sage nicht: „Nein, sie sterben nicht. Manche möchten drüber reden und die wenigsten tun das mit ihren Angehörigen.

00:33:10: Ingo Also ich habe gerade gedacht, als du deine Geschichte erzählt hast von deiner Cousine, macht das ja noch nicht so lange in der Sterbebegleitung. Und wir haben bei uns in der Ausbildung einen Satz gelernt, der auch da in der Haltung, in der Hospizbewegung, so ein Leitmotiv ist und der heißt „Wille vor Wohl. Also der Sterbende führt Regie Haben wir auch gehört. Also bei dem Bier zum Beispiel. Es geht nicht darum, was wir denken, was so, sondern wenn das der Wille ist, dann geht das vor. Es geht darum, was der Mensch möchte und nicht, was wir wollen. Aber beim Zuhören ist mir noch mal aufgefallen, wie feinsinnig die Mikrobewegung, hast du gesagt, das häufig sein muss, das auch wahrzunehmen Um wirklich das zu machen. Wir haben eine Übung gemacht. Clarissa hatte ich das mal erzählt, was das eigentlich heißt, dass der Sterbende führt. Eine Zweierübung und derjenige, der den Sterbenden spielt in der Übung, führt, macht die Augen zu und geht. Und der andere, der begleitet, hat die Augen auf, aber führt nicht. Und diese Frage: „Wann greife ich ein? Ich sehe, da geht jemand auf ein Hindernis zu. Wann greife ich ein? Wann nicht? Was lasse ich zu?

00:34:59: Ingo Also ich Ich fand, das eine sehr greifbare Übung, dieses Gefühl zu haben und auch zu merken, wie viel Unsicherheit da drin ist und wie das so ist. Und das war das eine, was ich noch mal dachte bei dem, wie du erzählt hast Und das andere ist, dass ich denke, ja, als Angehöriger ist es eine ganz andere Rolle in mehrfacher Hinsicht, aber auch eine, wo du diese Zeit, wenn du sie dir nimmst, hast Um über Stunden, Tage dabei zu sein, während das in der Sterbebegleitung im Ehrenamt, wenn jemand von außen kommt, immer ein gewisser Zeit Abschnitt ist. Manchmal sind es ein, zwei Stunden. In solchen Phasen, wenn das gewünscht wird, kann das auch mal länger sein, aber im Grunde sind es immer nur sozusagen so punktuelle Dinge und Wir haben gar nicht die Möglichkeit, das zum Beispiel zu leisten, was du als Angehöriger leisten kannst oder in der Gruppe oder in der Familie.

00:36:11: Susanne Janssen Und ihr bringt die ein, zwei Stunden am Stück, was für einen sterbenden auch anstrengend ist. So ist besser, wenn man mal selbst vor sich hinschlummert oder selbst mal liest oder einfach nur präsent ist, aber nicht kommuniziert, weil das ist ja anstrengend dann für den Sterbenden, wenn man so ein, zwei Stunden am Stück kommuniziert in irgendeiner Form.

00:36:36: Ingo Ja, gut. Wir versuchen natürlich und das ist ja auch Teil der Ausbildung, dafür sensibilisiert zu werden, was braucht es hier gerade. Und es kann durchaus sein, dass ich zwar sage: „Mein Plan war, ich komme heute. Heute ist Mittwoch und da habe ich zwei Stunden Zeit und die verschenke ich. Aber es kann sein, dass in den zwei Stunden weder Kommunikation benötigt wird, noch irgendwie Interaktion. Vielleicht, wir nennen das dann auch so Stille begleit. Vielleicht sitze ich wirklich auch nur im Raum. Aber das ist eben auch was, was wir ja gar nicht gewohnt sind, weil natürlich, wenn wir irgendwo sind, dann wollen wir ja Aufmerksamkeit verteilen und dass Präsenz auch heißen kann.

00:37:23: Clarissa Du machst gar nichts.

00:37:26: Ingo Aber ich empfand das ganz häufig Da ist es erst mal sehr ungewohnt, wenn man eben nicht aus der Pflege kommt, wenn du das nicht, wie ihr beide ja auch einfach über lange Jahre und auch in den Rollen gelernt habt, dann ist das wirklich so ein Kosmos und so einen Bereich und so ein Moment des Lebens, über den du, für mich würde ich sagen, keine Ahnung hattest und wirklich bei null anfängst und lernen musst, dich darauf einzulassen und vieles auch wegzulassen Weißt du, was du sonst gedacht hast, was jetzt gut ist oder was jetzt hilft oder immer irgendwas machen, glauben machen zu müssen. Also insofern fand ich das wunderbar. Und vielen, vielen Dank, dass du das erzählt hast. Ja, dann interessiert uns natürlich auch, was hat es denn mit euch gemacht oder woran euch vielleicht erinnert? Dürft ihr gerne auch teilen: julay@lebenundtod. Org. Das ist unsere E-Mail, könnt ihr da hinschreiben oder ihr findet einen Weg, wenn ihr ihn finden wollt. Teilt das gerne, denn da gibt es garantiert noch viel mehr.

00:38:48: Clarissa Ja, genau. Danke schön und lasst von euch hören. Wir freuen uns über Feedback. Und Jules.

00:39:01: Lama Samten Ja, danke schön. Das Leben ist wertvoll. Nicht eine Sekunde verlieren umsonst.

00:39:12: Ingo Also wir hören uns.

00:39:14: Susanne Janssen Jules. Tschüss. Tschüss..

00:39:14: Clarissa Tschüss.

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