09 Wir waren, was ihr seid. Und ihr werdet, was wird sind
Shownotes
In der neunten Episode unseres Podcasts gehen wir auf eine bewegende Reise in das Thema Vergänglichkeit und wie sie unser Leben prägt. Gemeinsam reflektieren wir, welche Bedeutung Friedhöfe, Rituale und der bewusste Umgang mit dem Tod in unterschiedlichen Kulturen haben. Vom deutschen „Friedhof“ über tibetische Himmelsbestattungen bis hin zu persönlichen Geschichten zeigen wir, wie tief dieses Thema in unserem Alltag verwurzelt ist – auch wenn wir es oft vermeiden, darüber zu sprechen.
Eine zentrale Erkenntnis der Episode: Der Tod ist nicht nur ein Ende, sondern auch eine Möglichkeit, das Leben in seiner Tiefe zu begreifen. Oder wie Clarissa es beschreibt: „Manchmal braucht man nicht viel erklären. So ein kleiner Spruch wie ‚Wir waren, was ihr seid, und ihr werdet, was wir sind‘ kann mehr bewegen als 100 Seiten Text.“
Mit Geschichten von persönlichen Verlusten, kulturellen Traditionen und auch humorvollen Momenten laden wir euch ein, über das Leben nachzudenken, über eure eigenen Vorstellungen zu sprechen und vielleicht sogar eine neue Perspektive zu gewinnen.
Warum solltest du reinhören?
- Aufzählungs-Text Authentische Gespräche: Wir teilen persönliche Geschichten, wie sie das Leben schreibt.
- Aufzählungs-Text Kultureller Austausch: Erfahre, wie unterschiedlich Vergänglichkeit weltweit betrachtet wird.
- Aufzählungs-Text Impulse für den Alltag: Finde Inspiration, wie du deine Verbindung zu verstorbenen Angehörigen gestalten kannst.
In dieser Folge möchten wir Mut machen: Sprecht über diese Themen mit euren Liebsten, denkt über eure eigenen Wünsche nach und lasst euch darauf ein, wie bereichernd ein bewusster Umgang mit Vergänglichkeit sein kann.
🎧 Jetzt reinhören und lasst uns wissen, welche Gedanken euch bewegen! Wir freuen uns auf euer Feedback.
Transkript anzeigen
00:00:02: Clarissa Jullay und guten Tag.
00:00:06: Ingo Guten Tag, werte Frau Meier. Schön, Sie wieder an Bord zu haben.
00:00:11: Samten Danke schön.
00:00:14: Clarissa An Bord? Wir sagen solche Sachen auch, weil wir hier nämlich natürlich mit Mikrofonen sitzen und mit so einem Kopfhörer, so wie beim Helikopterflug. Wir fühlen uns immer, als wenn wir hier mit euch losfliegen.
00:00:27: Ingo Ja, genau. So ein bisschen Flugzeugfeeling. Mal gucken, wo wir heute hinfliegen. Mal gucken ... und ich blätter mal in den September, unser Kalenderblatt September.
00:00:43: Clarissa Ein weißer, kleiner Porzellanengel, der Kopf, die Arme übereinander gebeugt und der Kopf auf den Arm gelehnt und man sieht noch ein kleines Stück vom Flügelchen des Engels. Der Hintergrund ist eigentlich ziemlich neutral und was da steht, ist: „Wir waren, was ihr seid und ihr werdet, was wir sind. Also genau unser Thema, würde ich sagen.
00:01:15: Ingo Deswegen ist es hier, genau. Den habe ich, diesen Spruch, kannte ich auch nicht, bevor ich dich kennengelernt habe. Und ich finde es schön, dass er hier mit drin ist in dem Kalender, weil er mich damals schon bewegt hat, als wir dein Hörbuch gemacht haben. Da kam das nämlich mal, da hast du davon erzählt, wo du den mal gelesen hast. Und dieser Engel, der hier liegt, ist auch eine kleine … Also, es liegt auf einem Friedhof, auf einem Grab. Und beinahe hätte ich gesagt, er bewahrt das. Das stimmt wahrscheinlich gar nicht, nicht? Der ist jedenfalls einfach da mit und es passt, denn du hast ihn ja auch auf einem Friedhof gelesen. Magst du mal erzählen, wo das war?
00:02:10: Clarissa Ja, das ist der Friedhof hier in der Bergstraße bei uns in Steglitz. Da ist mein Mann beerdigt und mittlerweile auch meine Mutter und da stehen zwei Säulen zum Eingang zum Friedhof und da steht halt: „Wir waren, was ihr seid und ihr werdet, was wir sind Und ich finde, wie gesagt, ihr habt ja schon mitgekriegt, wir sind ja jetzt schon im September. Ich bin unheimlich für einfach und ich finde das mehr als einfach, ganz klar. Also wir hier liegen. Wir wahren mal, was ihr jetzt noch seid. Und ihr, die hier jetzt guckt und uns besuchen kommt, ihr werdet, was wir jetzt schon sind.
00:03:04: Samten Sehr kraftvoll. Ja, manchmal braucht man nicht viel erklären. So eine kleine Text, so eine kleine Spur kann viel tiefer bewegen als 100-seitige Texte. Und deswegen, Ich bin der Meinung, dass immer vorsichtig sein soll, was man liest, wie man liest, mit welchen Gedanken und welche Werte bekomme ich durch dieses Lesen. Zum Beispiel, wenn wir so einen Text irgendwo sehen, so einen Spruch, man liest ja ganz einfach, aber denkt schwer. Man denkt tiefer, intensiv Und dann, so was bringt viele Werte in uns, wenn man dann wirklich nachgedacht haben und tief gedacht haben, weil dann kann uns ein bisschen Ruhe in uns bringen, näher zu einer Realität, die wir bis dahin ein bisschen sagen wollen: „Das will ich ja nicht, ein bisschen näher kommen und sagen: „Okay, das ist eigentlich die Realität. Deswegen eine schöne Tradition im Westen, finde ich, dass oft Familienmitglieder zum Friedhof gehen geht auf dem Grab schöne Blumen macht, bisschen sauber macht und so Sachen. Das ist auch eine schöne Rituale, wo man auch nicht nur das verstorbene Grab, sondern geht es auch darum, dass ich auch Ja, so wie der Text sagt, dass das selber in dem Grab spiegeln können, dass dieses Grab einen Spiegel für uns selbst.
00:05:14: Samten Das ist jeden Tag, okay? Sag mal, ich gehe einmal im Monat dahin, dann sagst du an dem Tag: „Okay, ich habe einen Monat in meinem Leben gesund, glücklich geschafft. Weiter, noch ein Monat, noch ein Jahr. Das sind kleine Sachen, aber diese kleinen Sachen gehen manchmal tiefer in unsere Seele und Zelle und das macht das Leben manchmal schöner und einfacher. Oder?
00:05:49: Clarissa Ich denke, gerade wenn man so tief reingeht und wenn ich mir jetzt so vorstelle, die Aufgabe oder die Möglichkeit, So wie du gerade gesagt hast, einmal im Monat und so ist man dort. Ich hätte so gesagt, man wird sich dann natürlich auch seiner eigenen Vergänglichkeit bewusst Wirst du? Das klingt alles so schwer gerade. Wir wollen ja da eine Leichtigkeit reinkriegen. Was mir so eingefallen ist, ich würde sagen, so was nennt ihr doch Meditation. Genau. Das ist Meditation, nicht?
00:06:34: Samten Das ist Meditation. Meditation, nicht in Tempel vor dem eine Holzbuda oder eine Kupferbuda sitzt. Das ist keine Meditation. Ist Meditation, aber nicht echt. Meditation sollt lebendig sein. Meditation sollt wahrhaft sein. Meditation soll tief und praktisch sein. Und wenn Wenn wir nur meditieren, nur zur Erleichterung bekommen, am Ende des Lebens und so, das ist ja nicht der Fall. Tempel und Kloster ist nur eine Schule. Und das Leben ist das Leben. Zum Beispiel Kinder gehen in eine Schule, lernen, Uni fertig. Wofür? Damit die später im normalen Leben was machen können, arbeiten können, verdienen können, das Leben verbringen können und so weiter. Sonst brauchen wir keinen Tempel.
00:07:33: Clarissa Also ist das sozusagen der Fußballplatz für euch?
00:07:38: Samten Genau, ist so.
00:07:39: Ingo Ich komme noch mal so auf das Bild, weil ich hier gerade so draufschaue. Ich habe ja gesagt, das ist ein Bild vom Friedhof. Das sind ja auch … Also Tempel sind ganz besondere Orte. Es gibt das tägliche Leben, wo es sich abspielt und Friedhöfe sind ja auch so ganz spezielle Orte. Also als Kind zum Beispiel hatte ich eher Schiss auf so einen Friedhof. Das war mir alles irgendwie überhaupt nicht natürlich, sondern eher Suspekt. Mag einfach auch eine Wirkung – wir sprachen darüber – dessen sein, wie normal oder nicht normal, meine Erfahrungen damit zu wahrnehmen. Aber im Grunde heute ist es zum Beispiel so auch schon sehr viel länger, dass ich total gerne auf Friedhöfe gehe. Also wenn ich in einer fremden Stadt bin – und jetzt meine ich nicht nur so Lissabon oder Buenos Aires oder Wien oder so, diese ganz tollen, alten, auch mit diesen Gruften zum Teil noch besetzten Friedhöfen –, sondern so grundsätzlich findet das sind wirklich Orte, die was ganz Ruhiges haben. Ein Punkkonzert findet da selten statt, Klammer auf. Ja, Totenruhe und so könnte heute aber auch. Aber meistens sind es doch eher so ein bisschen Orte der Einkehr, wo man hingeht, wo man dabei ist.
00:09:08: Ingo Und was ich wirklich schön finde, ist, dass diese Orte diese Friedhöfe tatsächlich auch die Möglichkeit bieten, auch wieder was zu lernen, in dem Fall von denen, die vor uns da waren oder vor uns gegangen sind. Und so ähnlich ist das ja auch mit diesem Spruch, wo man denkt: „Ja, was soll mir ein Toter noch beibringen? Ja, die haben auch einen Vorsprung. Klar ist das, was wir denen dann zuschreiben oder auch, was auf so einem Grabstein steht, zum Beispiel. Vielleicht haben sie es gesagt, vielleicht auch nicht, aber es heißt natürlich so diese Wahrnehmung. Im Grunde, man könnte mit denen kommunizieren oder sie möchten uns vielleicht noch was sagen. Und das finde ich eigentlich auch eine ganz schöne Vorstellung. Und in diesem Spruch ist es so: „Hey, ja, ganz einfach, ganz wahr. Und ich kann das nehmen und kann damit was machen, im Leben noch. Und das ist eine der Sachen. Ich habe tatsächlich mittlerweile – und das meine ich nicht mobile – kann mich auch daran erfreuen, über so einen Friedhof zu wandern, diese Stimmung aufzunehmen und auch interessiert, einfach mal zu lesen, was da irgendwo so steht, wie Leute so einen an Ort gestalten, ob mit Bild oder nicht und was das so mit mir macht, was ich da so rein interpretiere.
00:10:39: Ingo Und was auch interessant ist, ist ja einfach mal zu gucken, aus welcher Zeit kommen diese Sprüche. Ist das etwas, was jetzt gerade relativ frisch ist? Ist das etwas, was vor 100 Jahren da drauf gestanden hat, auch wie sich so was verändert hat im Laufe der Zeit. Mache ich nicht besonders häufig. Allerdings, wenn ich so einen Friedhof betrete, heute sehr bewusst und auch gerne, könnte ich eigentlich auch mal wieder machen. Ich war zum Beispiel hier in Berlin, glaube ich, noch nie auf einem Friedberg an so einen.
00:11:14: Samten Ein Das ist ein schöner Begriff, finde ich, oft in der deutschen Sprache, finde ich manchmal einige Sachen nicht so schön benannt, aber hier mit dem Friedhof, finde ich, wirklich jemand sehr gut ausgedacht. Friedhof, was wirklich viel bedeutet und es ist wirklich sehr schön. In vielen anderen Sprachen auch nicht so schön. Aber andererseits haben wir in Deutschland ja Krankenhaus, Krankenwagen und so weiter. Aber hier in dem Fall finde ich wirklich sehr schön Friedhof, Friedens. Friedentempel. Hof ist ein Platz. Sehr, sehr schön. Und es ist so, wie du erzählst. Wenn man da hingeht, das sind Ruhe, weil du weißt, das ist ein ruhiger Ort, wo jemand schon seit langer, langer Zeit in Ruhe liegt. Und dabei kannst du auch etwas in dir selber spüren, verstehen auch. Und manchmal kriegst du auch ein bisschen Gänsehaut in deine Haut und Körper. Und ich bin auch irgendwann hier unter dem „Schöne Sachen. Und das ist ein bisschen anders bei uns. Wir haben nicht diese Massen-Friedhof, wo ein Platz so schön gepflegt von der Stadt und das ist so, sondern wir haben eine Familien-Friedhof. Friedhof heißt nicht, dass es begraben wird, sondern ein Platz, wo gebrannt wird. Und dann gehört manchmal nicht nur zu einer Familie, sondern fünf, sechs Familien gehört das.
00:12:51: Samten Und wir schmücken auch nicht so schön. Nur wenn jemand gestorben, da an dem Tag wird das alles noch mal ein bisschen frisch gemacht haben, sauber gemacht und das ist dann erledigt. Aber bis noch jemand stirbt, das wird so gehalten, so wie es ist. Nur das Dach zugemacht und direkt nach der Zermonie Dach zugemacht, gefärbt und dann kommt da eine Gebetsfahne drin in der Mitte und das kann auch sein, manchmal direkt vor deinem Haus. Das ist auch bei mir der Fall. Ich kann auch eine echte Geschichte erzählen. Jetzt vor einhalb Jahr war ich mit meinem Enkelkind einfach am Laufen und unser Friedhof ist direkt neben dem Haus. Immer wenn wir nach Hause gehen, kommen, zurück, es ist direkt da. Und einmal gesagt, mein Enkel hat gesagt: „Mein Enkel, Oma ist da drin, oder? Da sagt er: „Ja, Oma ist da drin. Und dann kann ich in dem Fall ein bisschen was erklären zu dem Kind. Ja, Oma ist drin, aber das war nur damals so. Sie ist jetzt wieder geboren. Das war nur in diese 49 Tage, sie war da und der Körper hier drin, sozusagen zermonisch gebrannt und so weiter, aber die ist wieder da irgendwo geboren.
00:14:07: Samten Du kannst einfach so sagen: „Hallo Oma. Und so gibt es die Möglichkeit immer für jemand etwas erklären, ohne viel zu denken müssen. Und dann bist du jeden Tag nebenbei der Friedhof. Das kann euch zeigen, wenn ihr zu uns kommt nach Lada. Unsere alte Haut ist ein bisschen weiter, vielleicht 600 Meter, aber der neue Haus ist nur 100 Meter. Ist der Friedhof. Und da waren unsere Ureltern, Eltern. Mein Papa lebt noch und so viel. Und jetzt Das Ganze. Und auch eine Sache ist, jedes Jahr beim Neujahr, habe ich, glaube ich, auch mal erzählt, es gibt einen Tag, wo alle Familienmitglieder und alle Familien, die zu diesem Friedhof gehören, da hingeht, so wie genannt, Picknick am Friedhof. Und es gibt sogar so schöne Lieder und die vorbereiten das Essen erst mal nur für den Gestorbenen und legen herum das Friedhof oder dieser Platz, die Friedhof ist nicht das.
00:15:17: Clarissa Um den Platz zu werden.
00:15:18: Samten Platz und dann Kinder singen: „Bitte komm, Oma, Opa, alle, die gestorben sind, hier, wir haben Essen vorbereitet. So ein schönes Lied gibt es und die stellen das da und dann kommen alle zurück und dann sitzen alle zusammen und essen dort. Wirklich mit Lächeln und alles, keine so traurige Gesichter und so, sondern richtig so eine Neujahrfeier, aber gezielt auch an die Generation gedacht, die nicht mehr da sind. Aber waren mal da drin und verbunden. Hier geht es die Verbundenheit. Und deswegen, wir feiern auch einen Tag Mittagessen, erst mal Essen und danach kommen wir zurück mit Kerzen zu einem an und nach Hause. Und da ist oft auch die Möglichkeit, der Papa und Mama mal über die Familie zu erzählen. Wir hatten so eine Oma, oder die ist von da, die Eltern sind von da. Manchmal ist auch so, die Oma ist von irgendeinem anderen Dorf hierhergekommen, verheertet. Und da ist das sozusagen Schulung über Familienbaum.
00:16:24: Clarissa Genau. Ja?
00:16:25: Samten Und das ist auch wichtig, dass man weiß, okay, woher kommt eine Oma? Woher kommt der Mama von meiner Oma? Welcher Bruder? Welcher Geschwister? Das ist irgendwie sozusagen eine … und das wird weiter. Und das haben wir offiziell in einem stadtlichen Amt nicht. Das ist in der stadtliche Arm von dem Kopf von einem Familienkreis. Bis vor 20, 30 Jahren, wir hatten keine Todesurkunde, Geburtsurkunde. Brauchten wir nicht. Wofür?
00:16:58: Clarissa Aber jetzt schon, ja?
00:16:59: Samten Jetzt schon, weil wir sind auch in das westliche oder die moderne Systeme reingekommen. Jetzt brauchst du irgendwelchen Geburtsurkund. „oh, ist jemand bei uns gestorben? Wo ist die Todesurkunde? Jetzt ist ins System drin Deswegen in meiner Generation, viele wissen nicht, wann sie geworden sind. Die Geburtstagen sind manchmal einfach nur gemacht wegen den Papieren.
00:17:22: Clarissa Damit die Papiere da …
00:17:23: Samten Genau, genau so. Zum Beispiel für meinen Papa habe ich es selber gemacht. Meine Geburtstag habe ich so herumgespielt. Ja Ich bin 1. November geworden. Ich habe gemacht, 11.1. Habe ich ihm gemacht. So hat damals auch viel gemacht. Aber heute, jetzt seit 20 Jahren und seit fünf, sechs, acht Jahren ist es sehr streng auch in Indien Genau. Da müssen die wirklich festgehalten werden, die Daten. Genau. Und früher war einfach der Oma und der Opa weiter an Mama dabei, die haben weitererzählen und so kamen die Geschichten in der Familie durch Erzählung. Diese auf Englisch heißt Oral Tradition, die, wie sagt man, deutsche Übertragungslinie. Genau, das ist … Erzählung, durch Erzählung.
00:18:12: Ingo Ja, genau. Tatsächlich was, was wir auch nicht so bei uns haben. Im Englischen ist es ein bisschen anders. Das haben wir auch schon mal. Wie machst denn du das mit deinen, die sozusagen verstorben sind Gibt es so ein Ritual, wo du auf einen Friedhof gehst? Ist es irgendwas, was du brauchst? So ein Ort? Du hast ja auch mit Wolfgang dich bewusst – das war ja auch sein und entschieden eben nicht eigentlich diesen Ort zu schaffen, sondern seine Asche ins Meer zu geben. Da gibt es ja den einen Ort so gar nicht. Wie hältst du das mit Friedhöfen?
00:18:57: Clarissa Na ja, die erste richtige Erfahrung mit Friedhöfen war ja bei meinem Bruder, der ist mit 23, 24 gestorben. Da bin ich auch noch sehr jung gewesen. Damals gab es gar keine andere Möglichkeit sozusagen, und verbrannt werden. Das war in unserer Familie auch irgendwie total unmöglich. Man wollte nicht verteilt werden, man wollte ja so ein Ganzes bleiben und so. Also da kann ich noch ganz viele Geschichten erzählen. Der hat da seinen Platz gefunden und den Platz brauchte ich auch, die Frage jetzt mal zu beantworten. Das war wichtig für mich, sehr wichtig, dass ich einen Platz hatte, wo ich hingehen konnte. Da bin ich auch oft ganz automatisch hingefahren. Ich habe gar nicht bewusst, vorhin am Mittwoch dahinzufahren. Nein, ich bin eben oft auf dem Weg Arbeit oder auch von der Arbeit zurück gewesen und irgendwie hat mein Auto oder ich mich eben selber da irgendwie wie automatisch hingefahren und dann stand ich da auf dem Park und dann wusste ich: „Okay, ist wieder so weit, – warte ich schon immer nicht begriffen habe und auch nicht gemacht habe, sind so diese … Man hat ja so eine Zwänge mit einem Friedhof. Viele Leute haben ja eine echte Zwänge.
00:20:25: Clarissa Dann muss man zum Todestag, dann muss man zum Geburtstag, dann muss man Totensontag, Palms Sonntag und ich weiß nicht, was noch alles, und Grab abdecken und zudecken und wieder aufdecken und so. Da bin ich noch nie … Also ist irgendwie an mir abgeprallt, ein Glück. Ich bin immer gefahren, wenn ich mich danach gefühlt habe. Und dann war eigentlich immer, oder war immer … Also dann bin ich da angekommen und habe das Grab halt irgendwie ein bisschen saubergemacht, habe sofort meinen Bruder sozusagen wie begrüßt, habe Hallo gesagt Und da waren dann schon so richtige, wie … Ich denke, da waren eher die Unterhaltungen, die dann tatsächlich so aus dem Mund raus gekommen sind. Die haben natürlich auch gedanklich irgendwie jetzt stattgefunden, aber das war schon der Ort, so als wenn man jemanden tatsächlich halt leibheftig zum Kaffee trifft. Ja, und mein Mann, der wollte ja, dass er verbrannt wird und hat den Wunsch gehabt, seine Asche soll überall verteilt werden an Orten, die uns wichtig waren. Und unter anderem war das natürlich mehr in Mallorca und verschiedene andere Orte. Und als er aber starb, war es eben so, dass, obwohl die Kinder das wussten und auch sein Freund damals das wusste, die mich darum gebeten haben, tatsächlich, die wollten Platz Die wollten einen Platz haben.
00:22:02: Clarissa Die haben mir gesagt: „Klarissa, ich weiß, ich war selber dabei, als das Wolfgang gesagt hat, aber ich hätte gerne einen Platz, wo ich irgendwo hingehen kann. Und deshalb kommt es tatsächlich, dass er zumindest ein Teil seiner Asche eben auch wirklich auf dem Friedhof da liegt, in der Bergstraße. Die Stelle hätte es nicht gegeben, wenn eben nicht sein jüngster Sohn, der Shandor und der Freund Kalle, mich eindringlich gebeten hätten: „Bitte schaffe uns einen Platz, wir wollen einen Platz haben. Wird es den gar nicht geben, aber was ich im Nachhinein sagen kann, ich bin auch sehr dankbar, dass es den Platz doch gibt. Also ich bin überall mit ihm verbunden, natürlich besonders, wenn ich meine Füße ins Meer mache, wenn ich, egal wo oder überhaupt mit Wasser Verbindung bin, ehrlich gesagt. Aber ich glaube, das ist schon ganz schön, eine Stelle zu haben. So wie ihr euren Platz dort habt, denke ich … Und dein Friedhof, das wollte ich noch mal sagen, was du da eben über Friedhof, über das Wort dir gesagt hast, finde ich wirklich toll. Und müsste man mal recherchieren. Wahrscheinlich hieß das früher anders. Es hieß doch bestimmt „Totenhof. Wir Deutschen, wir benutzen so einen schönen Ist das nicht Wort?
00:23:30: Samten Es gibt in Karlsruhe irgendwo einen Ort, heißt Totenhof, Schlachthof-Straße. Wir haben dort auch einmal unser Programm gemacht. Da war eine Ecke, das war vielleicht vor vielen Jahren auch eine Schlaghoff und das ist jetzt momentan ein Industriegebiet und der Straße ist immer noch Schlachthof-Straße. Und es gibt auch aber eine schöne Seite Es gibt irgendwo eine Straße heißt „Schöne Blumenstraße. Kennst du auch, oder?
00:24:03: Clarissa Ja, klar. Wo war das? Weiß ich nicht, aber hundertprozentig gibt es die.
00:24:09: Samten Wo wohnst du? „schöne-blumen-straße.
00:24:13: Ingo Ja, also Stimmt, eigentlich würde ich das vermuten, dass wir das eigentlich Deutsch anders gehandhabt hätten, aber wie schön, dass es hier mal so ist. Mir ist noch eine Sache kurz eingefallen, weil du sagtest, es ist eigentlich doch ganz gut, dass es auch einen Ort gibt oder es einige Haben sich das gewünscht, selbst wenn der Tote, wenn Wolfgang das gar nicht gewollt hätte oder so. Und das ist zum Beispiel auch so ein Gedanke, der mir so durch den Kopf gegangen ist, als ich mich mal damit auseinandergesetzt habe, „Wie hätte ich denn das gerne? Also: „Welche Art von Bestattung ist mir das wichtig? Habe ich da Vorstellungen? Sollt’s ein Grab geben? Sollt’s das nicht geben? Was soll da draufstehen? Wer soll das aussuchen? Ist mir das wichtig, dass ich, wenn es einen Grabstein gibt, möchte ich das unter meiner Kontrolle haben, was da drauf steht? Oder darf sich das wer anders aussuchen? Und wenn ja, was? Oder ist mir das egal? Und das waren so Dinger, da bin ich auch heute merke ich immer für mich noch nicht so ganz klar. Also ich habe da keine klare Vorstellung, wie das so zu sein hat. Aber was ich hinaus will, ist diese: Ja, und aus welcher Perspektive betrachte ich denn das?
00:25:29: Ingo Also geht es da das, was mir wichtig ist und wie ich da bleiben will und wie das da laufen soll? Für wen ist denn eigentlich meine Beerdigung? Ist die für mich oder ist die für die-Jenige, die lebt hinter uns? Die lebende Sinn. Also müsste ich nicht Petra fragen und meine Kinder fragen, was die brauchen, weil die müssen ja weiterleben. Und es gibt auf Auf jeden Fall beide Perspektiven, weil ich kann das total nachvollziehen, dass man sagt: „Ich weiß, dass du dir gewünscht hast, du willst hier einfach anonym irgendwo solch gar keinen Ort geben. Aber was ist, wenn ich vielleicht einen brauche, damit besser weiterleben zu können. Und diese Gespräche zu führen, zum Beispiel mit dem eigenen Partner, nicht nur zu wissen, was ist deine Vorstellung, sondern auch zu reflektieren: Ist das eine, die die mir aber auch helfen würde? Oder habe ich da eine ganz andere und denke: „Ja, für dich ist das alles fein, aber ich würde mir das anders wünschen und so. Das ist zum Beispiel auch, was für mich auch drinnen- Ein Thema. Ein Thema, was ins eben gehört und dass man das überhaupt weiß und dass man sich darüber auch mal austauscht und dass man darüber vielleicht auch im Austausch bleibt, weil das kann sich echt auch noch mal drehen und verändern.
00:26:58: Clarissa Absolut. Also ich kann auch wirklich aus meiner Erfahrung mit meinem Mann sagen, dass wir diese Gespräche tatsächlich geführt haben. Also richtig und immer wieder. Und genau das passiert ist, dass ich gesagt habe: „Ja, weiß ich gar nicht. W wäre ich in der Lage, da zu sein, deine Asche da eben … Also wie gesagt, der Großteil der Asche ist im Meer auf Mallorca und das war eben auch sein Wunsch. Und dann war sozusagen so was wie eine Freigabe von ihm, dass er gesagt hat: „Du, Schatz, sie macht das mal so, wie du das willst, weil ich gehe davon aus, dass mir das dann nicht mehr so wichtig ist. Wir haben wirklich auch so gesprochen und klar, wir haben eine ganz enge Verbindung. Ich bin mit allem fein, was ich gemacht habe. Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass ich irgendwas gegen ihn … Gar nicht. Aber so eine Dinge zu vermeiden, finde ich auch, sollte man da zu Lebenszeiten drüber reden. Und ihr hört kann ja auch irgendwie ganz witzig sein. Und irgendwie ist es doch, wie gesagt, für mich mit meiner Lebenserfahrung schön, mich erinnern zu können, dass ich solche Sprüche mit die Erwaltung hatte und seine Meinung dazu kenne und sozusagen total fein damit bin.
00:28:23: Clarissa Bei meinem Vater zum Beispiel war es ganz anders. Soll ich die Geschichte erzählen? Nein, ich mache es einfach. Also mein Mann ist ja vor meinem Vater gestorben. Mein Mann war ja auch 19 Jahre älter als ich und der ist halt krank gewesen und ist vor elf Jahren nicht gestorben und da lebte mein Vater noch. Und mein Vater hat sozusagen ja live miterlebt, was ich mit der Asche gemacht habe. Also ich habe die Asche ja, wie gesagt, ins Meer gebracht, bin mit der geflogen, das war alles verboten. Ich glaube, das ist immer noch verboten ohne Anmeldung. Alles egal, ich hoffe, es ist verjährt. Es ist mir letztendlich auch scheißegal, was das angeht. Aber mein Vater hat mitbekommen, dass ich die Asche zum Beispiel hier im Garten und eben an allen Orten, die mir und Wolfgang wichtig waren – Himalaya ist auch ein bisschen Asche von Wolfgang – verteilt habe und weil ich ja auch darüber gesprochen habe. Also so eine Sachen mache ich ja nicht im Geheimen, zumindest nicht in im engsten Kreis, also wusste mein Vater Bescheid. Irgendwann war klar, mein Vater ist krank, der hat auch gewusst, okay, ist jetzt irgendwann zu Ende. Und mein Vater war eben so ein sachlicher Typ, der hat das auch alles gut geplant und der hat ganz klar …
00:29:43: Clarissa Guck mal, jetzt sagt er schon wieder genauso, meine Süße. Das ist gerade die Standuhr, die aus meiner Familie kommt, die Zustimmung gezollt hat, finde ich. Also jedenfalls sagte er ganz klar und und er guckte mir tief in die Augen dabei und er hat es mir nicht nur einmal gesagt, sondern sage ich mal, mindestens zwei, drei Mal: „Du, Clarissa, ganz ehrlich, du kannst ja sein, wie du willst und sei frei und so weiter, aber ich möchte bitte, dass meiner Asche zusammenbleibt, nicht verteilt wird. Und er hat sich auch kein offizielles Begräbnis gewünscht, sondern mein Vater hat es noch cooler gemacht. Der hatte einen Hund, der ist ein paar Jahre vor ihm gestorben und er hat ihn in seinem Garten beerdigt, den Hund. Das machen ja vielleicht viele Leute, wenn auch das, glaube ich, immer noch verboten ist. Keine Ahnung. Jedenfalls hat er seinen Hund dort beerdigt und hat den richtig tief eingebuttelt und hat dann eben in den Grab ein großer Troer mit eingearbeitet in das Grab von dem Hund, ein richtig großer Drogen, so ein rotes Regenrohr, und hat dir gesagt: „Du „Pass auf, Rex ist da beerdigt, alles gut. Ich habe da ein Rohr mit reingegeben und ich stelle mir dazu vor: „Du hast ja Connection, du weißt, wie man es macht, besorge dir die Asche.
00:31:11: Clarissa Ich habe meinem Vater damals übrigens auch versprochen, egal wie, ich hätte meinen Vater auch auf dem Friedhof ihn klaut. Also notfalls hätte es eine offizielle Beerdigung mit der Uni gegeben. Ich wäre dann nachts hin, hätte meinen Vater ausgegraben und dann hätte ich dann das eben Also 100%.
00:31:31: Samten Das ist eine gute Tochter.
00:31:32: Clarissa Also 100 pro hätte ich das so gemacht. Auf jeden Fall war das nicht nötig, aber ich hatte halt die Asche dann meines Vaters und dann habe ich genau das, was er handwerft glücklich. Er hat sein eigenes Grab sozusagen vorbereitet. Er hat er zusammengemacht. Genau. Und dann haben wir die Asche in das Rohr wiedergegeben und dann haben wir das Rohr gezogen. Und das wollte mein Vater. Ist das nicht geil? Du warst dabei.
00:32:05: Samten Erzähl mal. Nein, ich war dabei. Wir haben das gemacht. Das war auch für mich auch so. Erst mal waren wir in dem Haus und alles. Du hast erzählt, Papa, und das Ganze. Und dann haben wir am Ende mit Gebeten, Kerzen, alles gemacht. Was für mich auch eine unglaublich schöne, bescheidene, natürliche Zermonie, was der selber vorbereitet. So ähnliches gibt es bei uns, zum Beispiel ältere Menschen Meistens ältere Menschen, wenn die zu einer Pilgerreise gehen, dann die nehmen immer eine weiße Tug mit. Und da gehen überall, wo die heiligen Städte sind, gehen da hin, da nehmen sie ein bisschen Saphren dabei, das Abdruck nehmen von allen und dann bringen wieder nach Hause und wenn die wieder eine Möglichkeit haben, eine Pilgereise, die nehmen wieder mit. Und das ist das Einzige, was in der Familie sagen: „Okay, mein Tug liegt hier. Und die wollen am Ende des Tages, wenn die sterben, in dem gewickelt haben und dann sozusagen in den Grab kommen und in den Verbrennungsort. Und das ist so ähnlich. Wenn jemand so bewusst etwas für uns selber vorbereiten, dann Was kann besser sein? Das zeigt, hat jemand keine Angst? Jemand akzeptiert: „Ich sterbe und ich werde hier?
00:33:25: Samten Und das ist was Schönes. Das ist wie eine machvolle Elefant.
00:33:30: Clarissa Ja, mein Vater war ein machvoller Elefant. Absolut. Das ist schön, was du da mit dem Tora erzählt hast. Und du hast auch mal erzählt, ich weiß nicht, in dem Zusammenhang oder so, aber ich finde, es ist noch mal erwähnenswert, dass ja auch ganz viele den Baum für ihre eigene Beerdigung schon pflanzen. Verbrennung. Für ihre Verbrennung, genau. Sie pflanzen einen Baum in der Gewissheit, Sie lassen ihn groß gedeihen, dass er eben eines Tages gefällt wird, wenn man selber tot ist, damit dieses Holz zur Verbrennung benutzt werden kann.
00:34:12: Samten Genau. Das ist oft, Ich denke, jetzt in den jüngeren Generationen ist es ein bisschen globalisiert in dem Gedanken, die sind nicht mehr so wie früher. Und früher, die Menschen haben selber einen Baum gepflanzt und die sagen auch manchmal einfach als Witz die Wahrheit: „Okay, guck, das ist mein Baum. Und dann achten die Familienmitglieder Leder, das ist der Baum. Zum Beispiel, der Brennholz bei uns ist auch sehr wichtig. Welcher Brennholz? Das darf nicht giftig sein und so weiter. Zum Beispiel das beste ist Sandelholz. Das leisten keiner. Und das noch besser, noch bisschen weniger Wert ist Wacholder. Sandelholz hat auch Rot, Weiße, beide ist ein bisschen andere Werte. Und dann das ist Wacholder. Wenn Wacholder nicht geht, dann sozusagen Aprikosenbaum. Das ist hitzig, diese die sehr wann. Und dann sagen die: „Ja, dieser Aprikosenbaum ist für mich. Und solche Menschen gibt, die einfach so breit, dass Ende von dem Leben zu akzeptieren.
00:35:19: Ingo Das klingt fast wie die Ladaki-Form von Sterbeversicherung. Das eigene Holz anpflanzen und vorbereiten, damit die anderen dann keines besorgen Also guter Übergang, noch mal zum Friedhof zurückzukommen und unsere Kultur hier auf dem Friedhof, was ich zum Beispiel auch unmöglich finde: Du kannst eben auf dem Deutschen Friedhof nicht einfach zum Beispiel, sagen Ich stelle da einen Stein hin, der mir gefällt und bemal den selber oder ritze da selber was ein oder ich nehme mir einen Schemel, mit den ich mir da hinstelle, damit ich da sitzen kann.
00:35:58: Clarissa Das bedarf alles einer Genehmigung sozusagen. Also auch das ist so verkopft. Und ich meine, vielleicht ist das was Deutsche, weiß ich nicht genau, aber wir sind ja irgendwie … Oder der Deutsche neigt schon zur Wie nennt man das? Diese Treue, dass er auch so Schiss hat, was falsch zu machen. „das darf man nicht und das darf man nicht. Und ich glaube, da sollten wir uns wirklich anfangen, richtig gegen zu wehren beziehungsweise einfach: Warum geht das nicht? Habe ich ganz was konkretet. Bei der Beerdigung von Wolfgang war mein Wunsch, das ist so ein Weg, da gibt es eben ein großes Tor als Eingang vom Friedhof und dann gibt es da so einen Weg und der fährt direkt zur Kapelle oder der läuft eben direkt zur Kapelle, wo eben die Trauerrede sozusagen oder die Trauerfeier stattfinden sollte. Meine Meine Vorstellung war – Wolfgang war ein großer Freund von Feuerwerk und Feuer überhaupt und so – und ich wollte ihn auch sozusagen einen angemessenen Abschied bereiten Meine Vorstellung war, dass so alle einen Meter eine Fackel steht, eine Fackel, die Feuer hat, dass man eben durch so einen Feuerspalier zur Kapelle läuft. Das war unmöglich. Also der Friedhof nicht, die Verwaltung nicht und dann der noch.
00:37:34: Clarissa Und trotz meiner Trauer habe ich alles in Bewegung gesetzt und habe nicht rumeschrien und bin nicht wütend geworden, sondern habe immer wieder versucht, mit Engelszungen zu fragen: „Warum denn nicht? „ja, war noch nie hier. Das hat noch nie jemand gemacht. „ja, okay, dann ist es jetzt das erste Mal. „ja, aber das geht nicht. Das können wir nicht machen. „ja, aber warum können wir denn das nicht machen? Also das war hoch kompliziert. Das war eben so, dass es nur so ging, dass ich pro einen Meter Flamme einen Sicherheitsbeauftragten hatte, der musste an der Flamme stehen, weil eben Gefahr von der Flamme ausging. Man kann es ja kaum erklären, was nun eigentlich das Problem war, aber es ist tatsächlich am Endeff so gewesen, dass alle anderthalb Meter musste ein Sicherheitsbeamter an so einen Sicherheitstyp stehen, dann musste ich eine richtige Sicherheitsfirma beauftragen. Die mussten sozusagen die Flammen absichern. Aber ich meine, immerhin, ich habe es hingekriegt. Also ganz, ganz sicherlich ohne meine Erfahrung in diesen Angelegenheiten hätte ich mich beim ersten Anruf schon sozusagen breitschlagen lassen, dass es eben nicht geht. Geht eben nicht. Aber nein, also Ja, es lohnt sich schon mal zu hinterfragen, warum denn jetzt eigentlich nicht?
00:39:05: Clarissa Wo sind da Gesetze für oder wie könnte man das umgehen und so weiter? Wir haben schon Möglichkeiten und ich bin mir sicher, dass ich mich besser fühle. Also ich persönlich, Wolfgang, eine Geschichte: Ich fühle mich besser, dass die Flammen gebrannt haben.
00:39:28: Ingo Ja, dann bleibt es auf jeden Fall und das finde ich schön, dass wir auch gerade über Friedhöfe, Tempel, über die Orte jetzt mal gesprochen haben, ja im Grunde aus unserem Kalenderbild und aus dem Motiv hier, bleibt bei der Wahrheit, wir waren, was ihr seid und wir alle werdet, was die dann schon sind, die man da noch mal an diesem Ort treffen oder die man da gedenken kann. Und trotzdem muss nicht alles, so wie das da läuft in der Deutschen Friedhofsverwaltung und so abläuft, so bleiben. Und das finde ich auch noch mal ganz schön. Es gibt dann manche Rituale und Traditionen, zu denen wir wieder zurück finden müssen. Und es gibt so manches, wo man das Gefühl hat, da ist nur noch das Formelle übriggeblieben und der Sinn dahinter ist verloren gegangen. Das müssen wir uns wieder auflehnen und Wege finden, das wieder zu verändern Also das nehme ich auf jeden Fall auch aus dem heutigen Gespräch noch mal mit, finde ich toll. Und ich habe richtig Lust, mal wieder auf den Friedhof zu gehen.
00:40:42: Clarissa Können wir vielleicht sogar zusammen mal machen?
00:40:44: Samten Ja, es ist Also auf der einen Seite ist es interessant, wie wir Menschen auch nach dem Tod irgendwo hängenbleiben wollen. Weißt du? Als ein freier Mensch nach dem Tod ist, ist alles sozusagen jetzt aufgelöst. Dann ist in eine andere Lebensform und anders. Aber das ist das Problem. Wir als Menschen wollen irgendwo festhalten und obwohl wir wissen, können wir nicht festhalten, aber tun etwas was, damit nur das Geist zu befriedigen. Am Ende, es gibt ja nichts zum Festhalten. Zum Beispiel bei uns, der ja sagt: „Meine weiße Tuck, alleine diese Weistuck ist nicht mehr zu festhalten. Das eigene Haut, wo wir so schön geflegt haben, nichts mehr zu festhalten. Das engste Lieblingskind und alles, nichts. Am Ende ist nichts festzuhalten. Und das, wenn man es versteht, das ist das Freiheit, wo wir dann in ein sehr gutes, freies Königreich gehen, mit voller Freiheit. Ein anderes Beispiel: Wir haben in Himalaya auch eine andere Bestattungsart, heißt das Himmelbestattung. Zum Beispiel, da wird das Ganze einfach gehackt und dann an den Vögel gegeben, weiter. Dass jemand ist damit satt geworden, auch Ziel erreicht. Aber manchmal kommen keine Verwandte wieder zurück auf den Friedhof auf dem Himmelbestattungort.
00:42:19: Clarissa Wie meinst du das?
00:42:20: Samten Zum Beispiel in Tibet gibt es einen sehr berühmt Himmelbestattungsort, der schon seit 500, 600 Jahren Das ist viel kraftsagend. Und da habe ich gehört, dass manchmal die Geier, die dahin kommen zum Essen, manchmal kommen von Indien extra dahin und die merken manchmal Kommunikation. Und dort werden manchmal am Tag 6, 7 bis 20 totee Leiche gehackt und verteilt. Das sind bestimmte Menschen, die nur dafür seit Generationen zuständig sind, als, sage Hacker. Hacker. Hacker. Leicherhacker, sozusagen.
00:43:03: Clarissa Oder Tierfütterer, hätte ich gesagt, ehrlich gesagt.
00:43:06: Samten Aber anderer Seite, die sind trainiert, die lernen, leichter umzugehen, visualisieren und auch den Gedanken Kraft zu schenken, schon seit 100, 500 Jahren in den Familientraditionen. Das ist nicht, wie du gesagt hast, hier eine Bestaltung Unternehmer zu machen, braucht man gar nicht. Das ist das Wichtigste Zeit, wo wir noch mal bewusst und respektvoll umgehen müssen. Aber zum Beispiel diese Himmelbestattung, bis dahin zu kommen, ist so viel Respekt für die Leiche. Dann kommt dahin, da ist wieder Zermonie und dann wendet es in Zermonie, macht derjenige, der dafür zuständig ist, macht Gebete und alles und dann fängt er erst mit seiner Bewegung, mit dem, was der zu machen hat. Und dann, bis er ja sagt, alle Vögel, diese Geier, bleiben in Reihe. Er sagt nur, jetzt mit so einem Gebet und dann alle fliegen dann. Bis dahin, bleibt alle, so wie ein disziplinierter Hund, hier stehen. Bis dieser Mann, dieser Mönch, was sagt: „Hunderte von Geiern sitzen in der Reihe. Und dem Moment, er sagt: „Hum, Vom.
00:44:18: Clarissa Wahnsinn.
00:44:18: Samten In fünf Minuten ist er komplett gefressen und dann macht er noch mal die Reste von den Knochen wieder noch mal so und dann wieder weggefressen.
00:44:29: Ingo Aber da ist es natürlich schwer wäre für die Angehörigen da hin? Also da kommst du ja nicht wirklich hin. Da gibt es dann eigentlich keinen Ort, wo man hin kann.
00:44:37: Samten Nein, das ist nur den Platz, wo alle dann sind. Aber das meine ich ja. Einige von Tibet kommen manchmal hundert Kilometer mit dem Leichter nur dafür, weil das so wertvoll wichtig ist. Und natürlich, die kommen dann nicht noch mal da besuchen. Einmal gemacht, ist er lediglich. So eine Art gibt es ja. Das ist so wie zum Beispiel, heutzutage gibt es ja Menschen, die sagen, okay, zum Beispiel Orgenspendekarte. Hier zum Beispiel Deutschland findet auch gut, okay, ja. Wenn ich tot bin, wenn jemand von mir was nutzen, das Leben zu behalten. Warum nicht? Das ist noch wertvoller, anstatt irgendwo ein Feuer wegzubrennen oder unter die Erde zu kommen. Meine gesunden Nieren sollte jemand gesund machen. Das ist Großzügigkeit. Und das ist auch was Was Schönes hier in Westen, dass es solche Systeme auch gibt, dass jemand sagt: „Okay, ich trage mein Zertifikat hier. In dem Moment, wo ich totgeklärt bin, kann meine alles nehmen. Bitte schön. Und das ist auch eine Gedanken Schafft. Das schafft nicht jeder. Ich zum Beispiel selber habe ein Problem, wenn ich Blutspenden gehe. Es gibt viele Sachen, wo man von allen Seiten lernen kann. Viele denken: „Oh, in den Himmeln, alles so schön und alles.
00:46:03: Samten Ich sehe auch viele Dinge hier sehr praktisch.
00:46:09: Clarissa Ja, wir können da auf jeden Fall … Es ist ja grundsätzlich so, dass man in Kommunikation geht und erst recht kulturelle Austausch, da können wir alle viel voneinander lernen.
00:46:23: Samten Also dass letztendlich in meiner Kultur oder in der Philosophie steht, dass das Leben entsteht durch die in die Elemente und geht wieder zurück in die Elemente. Das ist wirklich deutlich zu sehen in Himalaya. Es gibt auch Erdbestattung, wie sagt man? Erdbestattung? Erdbestattung. Es gibt Himmelbestattung. Das ist für die Luft, sagt man. Und es gibt auch Wasserbestattung, dass einfach in Wasser kommt und es gibt auch Feuerbestattung. Und das sind genau die vier, fünf Elemente, die dann letztendlich den Körper wieder zurücknimmt.
00:46:58: Ingo Asche zu Asche? Staum zu Staum. Vogelfutter den Vögeln, das haben wir hier noch nicht, aber … Vögelfutter.
00:47:06: Samten Nicht Vögel, Geier. Na ja.
00:47:09: Ingo Vögel schafft es sich. Sitz, Fass. Ich stelle mir das vor.
00:47:12: Clarissa Ja, das muss ganz schön krass sein.
00:47:15: Ingo Aber Danke ich euch auch für – haben wir ja auch gemacht, noch mal klar –, dass es gibt den Willen des Verstorbenen, das zu respektieren ist. Es gibt die Rituale und es gibt eben die, die leben, die weiterleben Und auch für die ist es wichtig, zu lebzeiten, dass wir darüber reden, wie das für die ist. Wenn das in einer Kultur klar geregelt ist und ich wachse damit von klein auf auf, gibt es ganz viel Sicherheit. Es ist klar, wie das zu funktionieren hat. Wenn, so wie bei uns, so viele bis zwischen dem verlorengegangenen, dem sich veränderten, dem Unbekannten so unsicher ist und wir da so rum eiern und auch nach Dingen suchen, ein Grund mehr auch für unser Projekt, diese Dinge zu in den Lebenszeiten zumindest mal bewusst zu machen, drüber zu reden, ein paar Informationen auch zu bekommen, was geht, oder eine Information zu bekommen, dass etwas, was eigentlich nicht geht, dann doch geht. Man kann ja auch Mut machen, Du hast ja auch Beispiele dafür gebracht. Ja, also ich finde das wirklich toll und denke mir so: Ja, mal schauen, wie sich das für mich eigentlich dann, glaube ich, entwickelt, ob ich irgendwas finde oder ob ich irgendwas finde, wo ich denke: „Himmelsbejagtung, wunderbar, bin ich dabei, aber für meine Familie geht das gar nicht.
00:48:41: Ingo Was macht man denn da? Also es gibt sehr viel mehr Möglichkeiten und weil es auch auf der einen Seite so wichtig ist, das loszulassen und nicht so wichtig zu nehmen und auf der anderen Seite, wenn es dann weitergeht, es ganz wichtig ist, dass man damit auch richtig umgeht, vernünftig umgeht, dass man das respektiert, finde ich, braucht es einfach Gespräche darüber. Es braucht einfach Impulse und Meinung. Klarheit. Insofern Auch hier vielleicht zum guten Schluss ist schon fast eine kleine gute Gewohnheit. Die Ermutigungen an euch. Gebt uns gerne Feedbacks, Gedanken, Resonanzen dazu zurück oder teilt eure Vorstellungen oder Wünsche mit uns und auch anderen. Ich glaube, das ist ein Thema, vor dem ihr keine falsche Scheu haben müsst. Vielleicht passt es nicht immer, aber hier passt es immer. Hier habt ihr immer einen Rahmen, wo ihr darüber auch mal reden könnt und wenn ihr es nur ganz alleine für euch macht oder aufschreibt und uns schickt, das ist auf jeden Fall ein Ort. Da müsst ihr euch keine Gedanken machen. Das ist genau dafür da. Also macht das.
00:49:58: Clarissa Genau.
00:50:00: Samten Danke schön. Ja. Tschüss. Tschüss.
00:50:03: Clarissa Ciao, ciao. Auf bald.
00:50:06: Samten Auf bald.
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